Produktentwicklung Kosmetik

Wie entsteht ein neues Dr. Hauschka Produkt?

Zutaten zusammenrühren, testen, fertig? So einfach machen wir es uns nicht mit der Produktentwicklung neuer Dr. Hauschka Produkte. Wir nehmen uns viel Zeit und arbeiten in großen Teams an jeder Kosmetikentwicklung. Ist die Idee für ein neues Produkt erst einmal da, geht es darum, die bestmögliche Rezeptur dafür zu finden. Eine Rezeptur, in der die einzelnen Komponenten aufeinander angestimmt sind wie in einem Kunstwerk. Eine Rezeptur, die mehr ist, als die Summe der einzelnen Komponenten. 

Wer ist die Zielgruppe für das neue Produkt? Welche Verpackung passt am besten dazu? Lassen sich überhaupt die für die Rezeptur gewünschten Rohstoffe in der von uns geforderten hohen Qualität und in ausreichender Menge beschaffen? Und sind die gewünschten Rohstoffe sicher? Wo soll man bei so vielen Fragen anfangen? Am besten bei der Idee für die passenden Inhaltsstoffe. Darüber denken unsere Entwicklerinnen und Entwickler sehr genau nach.

 

 

Ihre Arbeit kann man sich vielleicht wie die eines Malers vorstellen, der eine Palette von Farben vor sich hat, die zusammen ganz neue Töne ergeben. Die Gesamtkomposition wird nur gut, wenn die einzelnen Töne miteinander harmonieren. Bei diesem Komponieren der Rezeptur stellen sich die Entwickler den Menschen vor, für den das Produkt gedacht ist. Denn sie entwickeln für dessen Bedürfnisse.

Unser Heilpflanzengarten und unser Demeter-Bauernhof, der Sonnenhof, kultivieren einen Teil der benötigten Heilpflanzen. Und die Rohstoffeinkäufer von unserer Tochterfirma naturamus helfen bei der Beschaffung weiterer Bio-Rohstoffe. Die Kollegen aus den wissenschaftlichen Abteilungen bewerten jeden Rohstoff danach, ob er unseren hohen Qualitätsanforderungen standhält, gut vertragen wird und den rechtlichen Anforderungen an Kosmetik und Naturkosmetik entspricht. Und manchmal erforschen wir auch erst einen neuen Rohstoff, um ihn umfassend kennenzulernen.

Der Verpackungseinkauf sucht währenddessen nach einem passenden Gefäß für das neue Produkt. Weil wir in unserer Naturkosmetik keine synthetischen Konservierungsstoffe verwenden, ist das eine große Herausforderung. Viele unserer Produkte müssen luftdicht und lichtgeschützt verpackt sein. Für die extrem empfindlichen rein wässrigen Intensivkuren haben wir sogar einen speziellen Sprühkopf entwickelt, der nur steril gefilterte Luft in das Behältnis lässt. Normale Umgebungsluft würde die Haltbarkeit des Produkts beeinflussen. Manchmal sind es aber ganz einfache Anwenderbedürfnisse, die die Verpackung bestimmen. Die Pfännchen unserer Eye & Brow Palette sind beispielsweise nicht gleich groß. Denn aus Erfahrung wissen wir, dass die Verwenderinnen viel mehr helle Farbe verwenden als dunkle.

Diese Verwenderinnen sind es auch, die ein neu entwickeltes Produkt vor der Markteinführung testen – jedoch erst nach den Prüfungen durch unsere Dr. Hauschka Naturkosmetikerinnen und nachdem das Produkt die Verträglichkeitstests erfolgreich bestanden hat. Die Bewertungen und Anmerkungen dieser freiwilligen Testpersonen sind sehr wichtig für das Entwicklungsteam, das daraufhin eventuell die Rezeptur nochmals anpasst. Denn auch hier gilt: Die Zufriedenheit unserer Kundinnen und Kunden steht an erster Stelle.

 

 

Interview mit Marie Calas

Gruppenleitung Entwicklung Kosmetik der WALA Heilmittel GmbH Über die Entwicklung des Regeneration Handbalsam und die Besonderheiten des Dr. Hauschka Make-ups 

 

 

 

Frau Calas, Sie erarbeiten mit einem Team aus 10 Menschen die Rezepturen für neue Dr. Hauschka Produkte. Woher kommen die Ideen dazu?

Marie Calas: Das ist sehr unterschiedlich. Das Marketing hat Ideen oder wir. Ausschlaggebend sind jedoch die Bedürfnisse der Verwenderinnen. Zum Beispiel gab es immer wieder Rückmeldung von Menschen, dass sie sich für die Nacht mehr Unterstützung wünschen. Darauf haben wir mit der Entwicklung des Nachtserums als dritten Pflegeschritt reagiert.

Wie lange dauert es von der Idee bis zum fertigen neuen Produkt?

Da müssen wir unterscheiden. Wenn wir von der Umsetzungszeit für eine Produktidee sprechen, dann sind es ungefähr drei Jahre. Aber wenn wir zusätzlich über neue Rohstoffe für das neue Produkt sprechen und neue Auszüge, dann muss man nochmals zwei bis drei Jahre hinzurechnen.

Also bis zu sechs Jahre Entwicklungszeit für ein neues Dr. Hauschka Produkt! Warum dauert es so lange, neue Rohstoffe für die Rezepturen zu finden?

Um etwas finden zu können, muss ich konkrete Fragen in mir tragen und offen sein für die Antworten. Das kann man nicht planen. Wenn wir die Entscheidung für eine Pflanze getroffen haben, beginnt eine intensive Arbeitsphase. Häufig steht am Anfang der Anbau der Pflanze. Es ist daher einfacher, wenn wir regional wachsende Pflanzen ausgesucht haben. In Kooperation mit unserem Heilpflanzengarten werden Anbauversuche durchgeführt. Und dann ist die erste Ernte und wir starten mit dem wenigen Pflanzenmaterial unsere Versuche. Kollegen von uns entwickeln aus den neuen Pflanzen Auszüge, die wir in der Rezeptur einsetzen. Wir gucken, klappt das, klappt das nicht? Und dann müssen wir ein Jahr warten bis zur nächsten Ernte. Deswegen dauert es so lange. Mithilfe der Basis des Produkts, also zum Beispiel der Cremegrundlage, müssen wir übrigens die Brücke zwischen der Pflanze und dem Menschen schlagen. Wir müssen daher die Sprache der Pflanze und der Haut kennen.

Die Cremegrundlage als Brücke zwischen der Pflanze und dem Menschen? Die Sprache der Pflanze und der Haut? Können Sie das an einem Beispiel erklären?

Nehmen wir den Regeneration Handbalsam. Zu Beginn der Entwicklung saßen wir erst einmal zusammen und haben überlegt, was der Mensch, der dieses Produkt kaufen wird, oder seine Haut braucht. Die Regenerationsprodukte richten sich an Personen mit reifer Haut. Also Menschen, die bleibende Eindrücke vom Leben gesammelt haben. Diese Eindrücke werden zunehmend auf der Haut in Form von zum Beispiel Fältchen sichtbar, da die Lebens- und Regenerationskräfte mit dem Alter nachlassen. In der Folge wird auch die Schutzfunktion schwächer und die Haut dünner und sensibler. Das spricht die Haut zu uns. Wir müssen ihr Bedürfnis in der Rezeptur aufgreifen. Wir suchen dann nach den perfekten Inhaltsstoffen für sie. Welche Pflanzen oder Mineralien könnten die reife Haut am besten unterstützen, beantworten ihre Bedürfnisse? Welche Inhaltsstoffe in der Rezeptur drücken am besten unsere Idee aus? Und welche Cremegrundlage gibt am besten die Wirkung der Pflanze an die Haut weiter? Erst später probieren wir im Labor, die Rezeptur zu entwickeln.

Auf welche besten Inhaltsstoffe sind Sie dabei für die reife Haut gekommen?

Das Leitmotiv der Regerationslinie kommt aus dem Rotklee. Diese Kleeart kennen wir von unseren heimischen Wiesen, die saftig grün und üppig wachsen. Der Rotklee spricht eindeutig von Vitalität und Erneuerung. Selbst die Blütenbildung bremst dieses vitale Wachstum nicht. Eine Besonderheit macht ihn zusätzlich zur perfekten Pflanze für den gereiften Menschen, der seine Individualität zum Strahlen bringen kann. Die Rotkleeblätter tragen ein individuelles weißes Muster. Jede Kleepflanze hat ihr eigenes Muster, ihre eigene Persönlichkeit. Der Rotklee kann Vorbild für eine gereifte, lebendige Persönlichkeit sein.

Ist Rotklee die einzige Heilpflanze im Regeneration Handbalsam?

Nein. Unterstützt wird der Rotklee durch Bryophyllum und Auszüge aus Quittensamen. Beide regen den Erneuerungs- und Feuchtigkeitsprozess an. Der Schutzaspekt darf auch nicht zu kurz kommen. Hier sind wärmedurchdrungene, fette Öle wohltuend, die wir hier bei uns als Wärmeöle bezeichnen. Ein Beispiel ist Macadamianussöl. Wichtig für die reife Haut sind aber auch Fruchtöle von Pflanzen, die fettes Öl in der saftigen Frucht und nicht im trockenen Samen anreichern. Das sind zum Beispiel Oliven- oder Avocadofrüchte. Fruchtöle tragen zusätzlich zu den schützenden und pflegenden Eigenschaften die Lebendigkeit einer Frucht in sich. Das ist für den Regeneration Handbalsam natürlich perfekt.

Wärmeöle? Das klingt ungewöhnlich. Können Sie das erläutern?

Fette Öle sind in besonderer Weise Repräsentanten ihrer Umgebung. Wir können in vielen Fällen bis in die chemische Zusammensetzung ablesen, ob die Ölpflanzen eher licht- oder wärmeexponiert aufgewachsen sind. In den Tropen hat die Pflanze mehr Wärme erlebt, in den nordischen Gebieten mit Sommertagen bis zu 22 Stunden natürlich mehr Licht. Diese Qualitäten sind im Öl gespeichert und analytisch nachweisbar und kommen in der Kosmetikkomposition wieder dem Menschen zugute. In den Rezepturen nutzen wir die verschiedenen Öle wie Farben in einem Gemälde oder Töne in der Musik. Die Komposition ist entscheidend.

 

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Wenn Sie so über die Produktentwicklung erzählen, klingt das wie die Arbeit eines Künstlers. Spielen naturwissenschaftliche Erkenntnisse dabei keine Rolle?

Oh doch. Den Prozess des Entwickelns empfinde ich wirklich als künstlerischen Prozess, bei dem übrigens auch viel Intuition mit im Spiel ist. Intuition kommt aber nicht aus dem Nichts. Das wird häufig missverstanden. Wirkliche Intuition erfordert viel Arbeit und Wissen. Dazu gehören natürlich eine naturwissenschaftliche Ausbildung und umfassende Erkenntnisse über die eingesetzten Inhaltsstoffe. In der WALA beschäftigen sich viele Menschen mit phytochemischer Forschung und Analytik. Das Wissen, das unsere Kollegen erarbeiten, ist für uns eine notwendige Basis. Es vervollständigt das Bild, wenn wir eine Pflanze versuchen zu verstehen. Die naturwissenschaftliche Untersuchung ist ein Puzzleteil im Ganzen, nicht mehr und nicht weniger. Wir wissen also viel. Der Wissensschatz muss dann aber etwas in den Hintergrund treten. Intuition ist dann der Moment, wenn wir ein aktuelles Projekt bearbeiten und plötzlich wie aus dem Nichts die Antwort aus den Tiefen aufsteigt. Die Idee zu einer Pflanze zum Beispiel kommt aus einem Wissensschatz, den wir nicht mehr präsent hatten. Er muss aber angelegt und erarbeitet sein.

Wie ging es weiter mit der Entwicklung des Regeneration Handbalsams, nachdem Sie die Inhaltsstoffe für die Rezeptur ausgewählt hatten?

Es ging dann um die Komposition des „Kunstwerkes“ aus den wohlüberlegten Inhaltsstoffen. Eine Handpflege zu entwickeln, ist grundsätzlich eine Herausforderung. Einerseits soll sie reichhaltig, pflegend und schützend sein und andererseits schnell einziehen und keinen Fettfilm hinterlassen. Das ist Maßarbeit und erfordert viel Erfahrung. Die ersten Entwicklungen des Regeneration Handbalsam waren viel zu reichhaltig und dadurch klebrig. Wir haben rund 100 unterschiedliche Rezepturen entwickelt, um schlussendlich das perfekte Ergebnis zu erzielen. Man muss als Entwickler aushalten können, dass 99 Prozent aller Versuche nicht zufriedenstellend sind.

Haben Sie für die Dr. Hauschka Make-up Produkte auf die gleiche Weise besondere Inhaltsstoffe ausgewählt wie für ein pflegendes Kosmetikprodukt?

Selbstverständlich. Denn die Dr. Hauschka Make-up Linie ist sozusagen der vierte Pflegeschritt nach Reinigen, Stärken und Pflegen mit der Tagescreme. In fast allen Make-up Produkten haben wir deshalb den fein regulierenden Wundklee, genauso wie in fast allen unseren Gesichtspflegeprodukten. Aus dem gleichen Grund ist in sehr vielen Make-up Produkten für den Teint ein Auszug aus der verfeinernden Zaubernuss enthalten. Und in den Augen-Make-up Produkten beruhigt Augentrost die Augenpartie. Rose, Quitte, es sind einfach viele unterstützende Heilpflanzen, die Sie im Make-up finden. Und dann ist noch ganz besonders der Rohrzucker im Volume Mascara.

Rohrzucker im Volume Mascara? Also quasi kandierte Wimpern?

Ja, in etwa. Um mit dem Volume Mascara Volumen zu erzeugen, braucht man etwas, was die feinen Wimpern umhüllt und in Form bringt. Wir haben uns für Rohrzucker entschieden und sind vielleicht die einzigen, die ihn zu diesem Zweck einsetzen. Wenn überhaupt, der Einsatz von Rübenzucker üblicher. Aber wir nehmen bewusst Rohrzucker. Er wird aus dem vitalen, grünen Blatt- und Stängelbereich des Zuckerrohrs gewonnen. Er wächst also im Gegensatz zur Zuckerrübe über der Erde, im Licht, und passt deshalb viel besser zum Auge.

Welche Produkte würde Ihr Team gerne entwickeln?

Letztens hat jeder Entwickler die Möglichkeit bekommen, ein Jahr lang neben den Aufträgen aus dem Marketing seine eigene Produktidee auszuarbeiten. Dabei sind ganz unterschiedliche und sehr interessante Dinge herausgekommen. Das war sehr wichtig. Wir müssen unsere Möglichkeiten immer wieder neu ausloten und über das Gewohnte hinausgehen. Das ist nicht nur eine Frage der Rezepturentwicklung.

Hat das Marketing Produktideen von Ihnen übernommen?

Ja, aber wir können noch nicht verraten, welches Produkt das ist.

Gibt es etwas, was nur Naturkosmetik kann und konventionelle Kosmetik nicht?

Es ist eher anders herum. Ich denke, dass Naturkosmetik heute kosmetisch alles bieten kann, was konventionelle Kosmetik anpreist. Aber zusätzlich ist Naturkosmetik ökologisch und sozial nachhaltig.

 

 

 

Gespräch mit Marie Calas und unseren Mineralienspezialisten Martin Rozumek über die Besonderheiten des Dr. Hauschka Make-ups

 

 

 

Gespräch mit Marie Calas und unseren Mineralienspezialisten Martin Rozumek über die Besonderheiten des Dr. Hauschka Make-ups