Wacholder - Juniperus communis L.

Wacholder

Synonyme: Feuerbaum, Kaddig, Krammetsbeerenstrauch, Kranewitt, Machandel, Queckholder, Reckholder, Weckhalter, Wegholder, Weihrauchbaum.

Wissenschaftlicher Name: Juniperus communis L.

Familie: Cupressaceae (Zypressengewächse)


Heimat

Europa, Nordasien und Nordamerika.



Inhaltsstoffe

Ätherisches Öl, Catechingerbstoffe, Flavonoide, Harze, Diterpene.



Beschreibung

Ein wenig struppig und stachelig wirkt er. Aufrecht stehend oder sich geduckt an Hänge schmiegend ist der bis zu drei Meter hohe, immergrüne Wacholder ein Bewohner karger Berghänge, von Heiden und Mooren. Wer seine leuchtenden blauschwarzen Beeren pflücken will, landet unweigerlich mit den Fingern in den spitzigen, etwa einen Zentimeter langen nadelförmigen Blättern, die zu dritt oder viert nach aussen ragen. Wacholder ist zweihäusig. Das heisst, es gibt männliche sowie weibliche Sträucher, auf denen sich von April bis Mai die unscheinbaren männlichen und weiblichen Blüten getrennt voneinander entwickeln. Der Wind sorgt für die Bestäubung. Aus den befruchteten weiblichen Blüten entwickeln sich beerenartige Früchte, die nach drei Jahren reif sind. Wegen der mehrjährigen Reifezeit stehen am Strauch unreife grüne neben den reifen blauen Früchten. Obwohl wir sie als Wacholderbeeren bezeichnen, sind es botanisch gesehen Zapfen. Eine dreistrahlige Spalte auf der Oberfläche des Beerenzapfens ist ein Hinweis darauf. Sie entsteht dadurch, dass die drei obersten Hochblätter des Zapfens miteinander verwachsen.



Wissenswertes

Der Gattungsname Juniperus leitet sich vermutlich aus den lateinischen Begriffen juniveris = jung und parus = gebärend ab. Juniperus heisst übersetzt demnach jung gebärend. Bezug nimmt dieser Name vermutlich auf die abtreibende Wirkung des nahe verwandten Sadebaums (Juniperus sabina). Der Artnamen-Zusatz communis stammt aus dem Lateinischen und bedeutet gemein, gewöhnlich. Viele medizinische Einsatzbereiche des Wacholders kannten bereits die Griechen und Römer im Altertum. Sie verwendeten die Heilpflanze zur Nierenanregung und als Desinfektionsmittel. Hippokrates nutzte die Beeren äusserlich zur Wundbehandlung, innerlich zur Beschleunigung der Geburt, bei Ausfluss und zur Förderung der Monatsblutung. Dioskurides empfahl Wacholder bei Brustleiden, Husten, Leibschmerzen und Bissen wilder Tiere. Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts hielt sich die volksmedizinische Empfehlung, Wacholderbeeren vorbeugend gegen Grippe zu kauen.

Vor dem Wacholder solle er sein Knie beugen, rät der deutsche Volksmund dem Wanderer. Ehrerbietung soll man ihm zollen, dem Heilkräftigen, dem man im Mittelalter sogar zusprach, gegen die Pest zu wirken. Ein Vogel sollte es zu Pestzeiten von den Bäumen gesungen haben: „Esst Kranewitt und Bibernell, so sterbet ihr nit so schnell.“ Dieser Glaube rührte von der Überlieferung her, Christus hätte sich schützend unter einen Wacholder gestellt, als ihm die Pest begegnete.

Der Name Kranewitt für Wacholder stammt übrigens aus dem Althochdeutschen und bedeutet Kranichholz.

Doch nicht nur Krankheiten soll der Wacholder abwehren können, sondern genauso Kobolde, andere böse Geister und selbst den Teufel, dem er seine stacheligen Blätter wehrhaft entgegenstreckt. Wacholderholz für Rührstecken zum Butterausrühren oder Peitschenstöcke wehrten dem Glauben nach störende Geister ab. Wacholderbeeren und -zweige in und an der Dreschmaschine sollten vor dem Bilwisschnitter schützen, einem Korndämon.

Besonders der Rauch verbrennenden Wacholderholzes sollte die bösen Dämonen vertreiben. Deshalb setzte man Schreikinder dem Rauch aus, Bauern räucherten ihre Ställe aus.

Die dreistrahlige Spalte auf der Oberfläche der Beerenzapfen, in der man ein Kreuz sehen kann, inspirierte die Betrachter zu der Legende, Christus sei von einem Wacholderbusch aus in den Himmel gefahren. Sogar sein Kreuz sollte aus Wacholderholz gemacht sein.

Der Volksname Queckholder, von althochdeutsch quec = lebendig, erzählt von einer anderen Rolle, die dem Wacholder zugeschrieben wurde: die des Lebensbaums und Symbols körperlicher Stärke. Wanderer steckten sich Wacholderbeeren an den Hut, damit sie nicht müde wurden.

Die Griechen des Altertums ordneten den Wacholder der Hekate zu, der Göttin der Übergänge und der Verwandlung. Dazu passt das Märchen vom Machandelbaum, das die Gebrüder Grimm niederschrieben. Dieses Märchen zeugt von der lebensspendenden und verwandelnden Kraft des Wacholders, der auch als Machandel bezeichnet wird. In der Geschichte leben eine Frau und ihr Mann seit vielen Jahren kinderlos zusammen. Eines Wintertages schneidet sich die Frau beim Schälen eines Apfels in den Finger. Blut tropft auf den Schnee, und die Frau wünscht sich ein Kind, dass so weiss wie Schnee und so rot wie Blut sein solle. Neun Monate später kommt ihr Sohn zur Welt, die Frau aber stirbt bei der Geburt. Ihr unglücklicher Mann begräbt sie ihrem Wunsch gemäss unter dem Machandel im Garten. Einige Zeit später heiratet er wieder. Die neue Frau, mit der er eine Tochter bekommt, hasst den Jungen aus erster Ehe so sehr, das sie ihm an einer Apfelkiste den Kopf abhaut, ihn in Stücke hackt und eine Suppe aus ihm kocht, die sie ihrem Mann vorsetzt. Ihm aber erzählt sie, sein Sohn sei weggelaufen. Ihre Tochter, die alles mit ansehen muss, sammelt weinend die Knochen ihres Halbbruders auf und legt sie unter den Machandelbaum. Ein Rauschen geht durch den Baum, ein Vogel fliegt heraus und die Knochen sind verschwunden. Der Vogel ersingt sich beim Goldschmied eine Goldkette, beim Schuster ein Paar Schuhe und vor der Mühle einen Mühlstein. Mit den ersungenen Gütern fliegt er zu seines Vaters Haus, wirft dem Vater die Goldkette zu, seiner Halbschwester die Schuhe, die Stiefmutter aber erschlägt er mit dem Mühlstein. Daraufhin verwandelt er sich wieder in den Sohn. Vater, Sohn und Tochter leben daraufhin glücklich zusammen.



Die Pflanze anders betrachtet

Wacholder wird sehr alt und trägt zur gleichen Zeit die Beerenzapfen dreier Jahre an seinen Zweigen. In dieser Kombination sah man eine aussergewöhnliche Zeugungs- und Lebenskraft. Die ätherischen Öle, die normalerweise in den Blüten zu finden sind, durchdringen den Wacholder über die Blätter und Früchte bis in sein Holz. Den ätherischen Ölen spricht man wärmende und formende Eigenschaften zu. Im Wacholder spiegelt sich das Formende in den nadelspitzen Blättern wider. Gleichzeitig verbindet sich der Strauch über ein kräftiges Wurzelwerk stark mit der Erde und steht so in der Polarität von Erde auf der einen sowie Wärme und Licht auf der anderen Seite.

Als nierenwirksames Arzneimittel gibt er seine wärmende und formende Kraft an den Menschen weiter, insbesondere bei Erkrankungen, bei denen eine erhöhte Ausscheidung erwünscht ist, um Stoffwechselablagerungen auszuschwemmen.



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