Stiefmütterchen - Viola tricolor L.

Stiefmütterchen

Synonyme: Ackerstiefmütterchen, Ackerveilchen, Feldstiefmütterchen, Dreifaltigkeits­blümchen, Fäldänkeli, Freisamkraut, Jesusli, Sammetblüemli, Schwägerli.

Wissenschaftlicher Name: Viola tricolor L.

Familie: Violaceae (Veilchengewächse)


Heimat

Alle gemäßigten Zonen Europas und Asiens.



Inhaltsstoffe

Phenolcarbonsäuren, Schleimstoffe, Gerbstoffe, Flavonoide, Carotinoide.



Beschreibung

Stiefmütterchen sind nicht wegzudenken aus bunten Blumenbeeten. Ihr Reichtum im Spiel mit den Farben und ihre samtigen Blütenblätter faszinieren nicht nur Kinder. Die zahlreichen Züchtungen für den Gartenfreund, die den eigenen wissenschaftlichen Namen Viola wittrockiana tragen, gehen unter anderem auf die Wildform Viola tricolor zurück, die sich auf Äckern und trockenen Wiesen wohl fühlt und hier im Zentrum der Betrachtung steht. Wer die Gartenzüchtungen gewohnt ist, wird sich über die Winzigkeit der wilden Blüten wundern, die etwa zwei Zentimeter groß sind. Vielmehr sollte man über die Größe der Gartenformen staunen, die erst durch Kreuzungen und langwierige Auslesen entstanden sind. Die von Mai bis August blühenden wilden Stiefmütterchen spielen in ihren Blüten auf jeden Fall auch schon mit mehreren Farben: Mit gelb, blau, violett und weiß mischen sie immer wieder variierende Färbungen, die eine Wiese mit den bis zu 30 Zentimeter hoch wachsenden Pflänzchen so lebendig machen. Über den Nachwuchs für das kommende Jahr muss man sich bei diesen ein- bis mehrjährigen Gewächsen keine Sorgen machen. Aus jeder befruchteten Blüte entwickelt sich eine dreiklappig aufspringende Fruchtkapsel, die zahlreiche Samen geradezu herausquetscht und wegspringen lässt. Für die Verbreitung sorgen zudem kleine weiße Anhängsel an den Samen, die so genannten Elaiosomen. Ameisen lieben diese fettreichen Gebilde und schleppen deshalb die Samen in ihren Bau. Dort trennen sie das nährreiche Anhängsel ab und befördern den Samen wieder heraus.



Wissenswertes

Der wissenschaftliche Name Viola tricolor heißt übersetzt das dreifarbige Veilchen. Kurios ist die Erklärung für die deutsche Bezeichnung. Als stiefmütterlich behandelt sah man zwei der fünf so unterschiedlich gebildeten Blütenblätter, die botanisch als Kronblätter bezeichnet werden. Jedes Kronblatt sitzt normalerweise auf einem grünen Kelchblatt, das zu sehen ist, wenn man die Blüte von unten betrachtet. Beim Stiefmütterchen gibt es da eine kleine Verschiebung. Das unterste Kronblatt, das für die Stiefmutter stehen soll, thront auf zwei Kelchblättern. Ihre leiblichen Töchter seien die beiden direkt an sie angrenzenden Kronblättern, die ganz normal auf jeweils einem Kelchblatt sitzen. Die beiden nach oben ausgerichteten Kronblätter hingegen müssen sich ein Kelchblatt teilen, liegen hinter den anderen Blütenblättern und sind meistens anders gefärbt als die drei nach unten weisenden Kronblätter. Sie sind die armen Stieftöchter.

Der deutsche Schriftsteller Theodor Storm (1817-1888) griff den Namen Stiefmütterchen indirekt auf. In seiner Novelle „Viola tricolor“ erzählt er von den Schwierigkeiten einer jungen Frau, sich in ihre Rolle als zweite Ehefrau und Stiefmutter einzufinden.

In den Übersetzungen von William Shakespeares (etwa 1564-1616) Sommernachtstraum spielt das Stiefmütterchen mit seinem englischen Namen „Lieb’ im Müßiggang“ eine Verwirrung stiftende Rolle. Der Liebesgott Cupido verfehlt mit seinem Liebespfeil eine ins Visier genommene Priesterin. Stattdessen trifft er ein zartes Blümchen, das, sonst milchweiß, purpurn wird durch Amors Pfeil: das Stiefmütterchen. Der Elfenkönig Oberon hat diesen Fehlschuss beobachtet und lässt sich das getroffene Blümchen von seinem Hofnarr Puck bringen, um damit seiner Frau Titania einen ordentlichen Streich zu spielen. Er träufelt den Saft auf ihre Augenlider, als sie schläft. Dem nach dem Schlaf zuerst erblickten Wesen wird dann ihre ganze Liebe gelten. Titania erblickt einen Esel!

Der Farbenvielfalt der Stiefmütterchenblüten liegen übrigens mehrere ihrer Inhaltsstoffe zugrunde. Anthocyane ergeben die blauen und roten Farbtöne. Quercetrin ergibt zusammen mit Carotinoiden die gelben Töne. Überlagern sich die Farbpigmente, absorbieren sie das gesamte auftreffende Licht und erscheinen uns als schwarze Zeichnungen der Blüten. Die wiederum sind so raffiniert platziert, dass sie den bestäubenden Insekten den Weg zur Blütennarbe weisen.



Die Pflanze anders betrachtet

Den wilden Stiefmütterchen sagt man nach, besonders gut auf kieselhaltigem Boden zu gedeihen. Kieselsäure steht in direktem Bezug zur Haut. Sie ist ein Vorbild für die Vorgänge in der Haut, für das Zur-Ruhe-Kommen und das Formen einer festen Grenze in der oberen Hautschicht aus den beweglichen Prozessen des darunterliegenden Bindegewebes heraus. Gerade das Bindegewebe enthält in Spuren natürliche Kieselsäure. So steht das Stiefmütterchen über den Bezug zur Kieselsäure in Verbindung mit den Prozessen der Haut.



Die Pflanze in unseren Produkten

Die WALA verarbeitet frische Stiefmütterchen, die aus biologisch-dynamischem Anbau stammen. Den Auszug stellt sie nach einem speziellen rhythmischen Verfahren selbst her. Stiefmütterchen-Auszug ist enthalten in: